Implementierung einer Klimastrategie
Auf einen Blick
Klimaziele und -strategien
Bundesweit
Beschreibung
In einer Klima- oder auch Treibhausgasneutralitätsstrategie legen Unternehmen einen Maßnahmenplan für die kommenden Jahre und Jahrzehnte fest, um die eigenen Treibhausgasemissionen schrittweise zu reduzieren. Ziel ist es, im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen spätestens 2050 netto-null Emissionen auszustoßen. Die Berechnung des eigenen Corporate Carbon Footprint (siehe Maßnahme „Bilanzierung von Treibhausgasemissionen nach offiziellen Standards“), ist Grundlage für die Planung von sinnvollen Maßnahmen und dient der Verfolgung ihrer Umsetzung und Wirksamkeit.
Einordnung
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die Folgen des Klimawandels möglichst klein zu halten, müssen auch Unternehmen ihren Beitrag leisten. Dafür sollten Unternehmen eine Strategie zur Reduktion der Treibhausgasemissionen entwickeln und umsetzen. Sie setzt an den Emissionsquellen an, die den größten Anteil am Gesamtausstoß haben, da dort die größten Hebel liegen. Aber da langfristig eine Treibhausgasneutralität angestrebt werden muss, müssen auch kleinere Emissionsquellen auf netto-null reduziert werden. In vielen Wirtschaftsbereichen ist eine grundlegende Transformation unumgänglich.
Durch die Einführung einer Nachhaltigkeitsberichtserstattungspflicht der EU (CSRD), wird das Erstellen einer Klimastrategie für berichtspflichtige Unternehmen oftmals obligatorisch. Daher werden große Unternehmen auch vermehrt Nachfragen in die Lieferkette stellen, sodass auch nicht-berichtspflichtige KMU betroffen sein können. Insbesondere der europäische Standard zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zum Thema Klimawandel (ESRS E1) enthält die Verpflichtung, einen Übergangs- bzw. Transformationsplan zu erstellen, in dem konkrete Ziele und Schritte für Einhaltung des 1,5°-Ziels dargelegt werden müssen.
Umsetzung
Die Science-Based Targets Initiative bietet einen international anerkannten Standard für die Erstellung von wissenschaftlich fundierten Klimastrategien. Dabei gibt es zum einen einen allgemeinen, sektorübergreifenden Ansatz für einen Defossilisierungspfad, bei dem die eigenen Emissionen gemäß eines fixen Reduktionsfaktors reduziert werden sollten. Für Scope 1 und 2 ist es notwendig 4,2% pro Jahr bis 2030 ausgehend vom Basisjahr 2020 zu reduzieren. Für Scope 3 liegt der Faktor bei jährlich 2,5%, wobei nach dem SBTi-Standard nur große Unternehmen dazu verpflichtet werden. Zum anderen gibt es auch sektorspezifische Handlungshilfen für energie- und emissionsintensive Sektoren. Die Reduktionszielpfade sind so gewählt, dass damit das 1,5°-Ziel des Pariser Klimaabkommen eingehalten werden kann.
Die Forderungen des ESRS E1 nach einem Übergangsplan für den Klimaschutz enthalten folgende Angaben:
Vereinbarkeit der Unternehmensziele mit dem 1,5°-Ziel
Erläuterung der Dekarbonisierungshebel (Tätigkeiten des Unternehmens mit größtem Potential für einen Beitrag zum Klimaschutz) und der wichtigsten geplanten Klimaschutzmaßnahmen
Erläuterung und Quantifizierung der Investitionen und Finanzmittel für Umsetzung des Übergangsplans
Qualitative Bewertung der potenziellen eingeschlossenen THG-Emissionen
Bezug zur Taxonomieverordnung
Dies ist für alle berichterstattungspflichtigen Unternehmen eine verpflichtende Angabe, wenn der Klimawandel für das Unternehmen wesentlich ist. Dass dies nicht der Fall ist, ist durch die großen globalen Einflüsse des Klimawandels nur schwer zu argumentieren.
Schritte zu einer Klimastrategie:
Ausgangsbasis ist immer die Berechnung des Corporate Carbon Footprints. Damit kann analysiert werden, welche Tätigkeiten, Anlagen und Strukturen am stärksten zu den Treibhausgasemissionen beitragen. Außerdem sollte ermittelt werden, in welchen Bereichen Effizienzpotentiale liegen.
Mögliche Maßnahmen sollten festgestellt werden, sowie deren THG-Einsparpotential. Eine gute Hilfe sind dabei auch die Maßnahmen, die hier im KlimaGuide vorgestellt werden.
Aus dem Maßnahmenpool sind effektive Maßnahmen auszuwählen und in ein Maßnahmenprogramm zu gießen. Es kann mit den Einsparpotentialen dann ein Absenkpfad berechnet und geprüft werden, ob die Maßnahmen ausreichen, um die Vorgaben der SBTi zu erfüllen. Wichtig ist dabei, genügend Ressourcen für die Planung und Durchführung der Maßnahmen vorzuhalten.
Der Corporate Carbon Footprint dient in den folgenden Jahren dazu, die Umsetzung und Wirksamkeit der Maßnahmen zu verfolgen, sodass gegebenenfalls Korrekturen vorgenommen werden können.
Wichtige Ansatzpunkte einer Klimastrategie sind:
Strom: Effizienzmaßnahmen, Optimierungen, Grünstrombeschaffung, regenerative Eigenerzeugung
Heizwärme: Effizienzmaßnahmen, Substitution durch regenerative Wärmeerzeugung
Prozesswärme: Prozessoptimierung, Vorwärmung durch regenerative Quellen, Nutzung von Power-to-X, Umstellung auf strombasierte Technologien
Mobilität und Logistik: Optimierungsmaßnahmen, Wechsel auf regenerative Mobilitätsangebote
Beschaffung und Design: Lokale Zulieferer, Beschaffung von Sekundärrohstoffen, Materialsparende Produktion, Energieeffizienz in der Produktnutzung, Reparierbarkeit, Langlebigkeit, Recyclebarkeit
Praxisbeispiel
Ein mittelständisches Unternehmen in der Lebensmittelindustrie hat seinen CCF berechnet (vgl. Maßnahme „Bilanzierung von Treibhausgasemissionen nach offiziellen Standards“) und daraus eine Klimastrategie abgleitet. Für jede Maßnahme wird geplant, wann sie umgesetzt werden soll und prognostiziert, wie viel THG-Emissionen eingespart werden. Folgende Tabelle zeigt den Maßnahmenplan.
Maßnahme | Scope | Zeitraum der Umsetzung/ | Jährliche THG-Einsparung [kg CO2-äq]1 |
Umstellung der Poolfahrzeuge auf elektrische Antriebe: jährlich ein Austausch eines Diesel-Fahrzeugs | 1 | 2026-2029 | 60.000 |
Optimierung der Nutzung des Dampfkessels: Einsparung von 5 % des Erdgas-Verbrauch | 1 | 2024 | 75.507 |
Wechsel vom Dampfkessel zu strombasierte Technologie | 1 | 2028 | 1.510.134 |
Installation von smarten Thermostaten an allen Heizungen, dadurch Nacht- und Wochenendabsenkung: Einsparung von 10 % des Fernwärme-Verbrauchs | 1 | 2024 | 3.720 |
Beschaffung von Grünstrom | 2 | 2025 | 454.498 |
Reduktion des Verpackungsmaterialverbrauchs durch effizienteren Verpackungsdesign um 7 % | 3 | 2026
| 17.010 |
Optimierung der Auslastung der LKW-Transporte durch Kooperation mit umliegenden Unternehmen: 9 % weniger Dieselverbrauch | 3 | 2025 | 499.643 |
Wenn man die zeitliche Entwicklung der Emissionen mit den geplanten Maßnahmen betrachtet, kann man dies mit den Vorgaben durch das Pariser Klimaabkommen vergleichen. In den folgenden Grafiken sind die Emissionen von 2023 bis 2030 inkl. der entsprechenden Reduktion aufgetragen. Die grüne bzw. blaue Linie zeigen jeweils die Grenze für die Einhaltung des 2°- bzw. 1,5°-Ziels. Grafik b) zeigt den Anteil der verschiedenen Maßnahmen an der THG-Reduktion pro Jahr inklusive Scope 3.
AGIMUS Klimatool
SBTi Getting Started Guide, SBTi Corporate Manual, SBTi Criteria and Recommendations
Quellenangabe
Datum
Zuletzt geändert am 03. September 2024Verwandte Artikel
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