Retrofit Torluftschleier

Im Rahmen des Projekts einigten sich die vier Auszubildenden mit ihrem Betreuer auf ein Retrofit der Torluftschleier im Werk Bieringen. Die 1995 installierten Torluftschleier waren mit alten ZIEHL-ABEGG AC-Motoren und einer 3-Stufen-Schaltung ausgerüstet. Jedes Tor war mit zwei dieser Torluftschleier ausgestattet, insgesamt gab es im Versandbereich sechs Tore.
Das Ziel war es, die alten Lüfter durch neue, effizientere und leistungsstärkere Ventilatoren zu ersetzen, um einen höheren Volumenstrom bei geringerer Leistung zu erzielen. Dieser Prozess des Austauschs alter Technik gegen neue wird als Retrofit bezeichnet.
Zunächst wurden die Stromaufnahme und der Volumenstrom der alten Lüfter gemessen, ebenso der Düsendurchmesser und die Befestigungspunkte am Gerät. Basierend auf diesen Daten wurden passende, moderne Produkte ausgewählt, die teilweise angepasst werden mussten. Die Anpassung erfolgte mittels einer intern konstruierten und 3D-gedruckten Ringunterlage. Der Umbau wurde in mehreren Schritten durchgeführt: Zuerst wurden die alten Ventilatoren demontiert und das Register gereinigt. Danach wurden die ZAplus-Ventilatoren mit Ringunterlage sowie die FN-Ventilatoren installiert. Im letzten Schritt wurde die Elektronik umgebaut, wobei die 3-Stufen-Steuerung durch eine stufenlose Steuerung mit einem Potentiometer ersetzt wurde.
Durch den Umbau verdoppelte sich der Luftstrom beim FN-Lüfter, und die Leistungsaufnahme sank um etwa 20%, was eine Energiekosteneinsparung von 84 € bei aktuellem Strompreis bedeutet.
Beim ZAplus-Lüfter konnte der Volumenstrom um 37% erhöht und die Leistungsaufnahme mehr als halbiert werden, wodurch sich die jährlichen Stromkosten von 362 € auf 158 € reduzierten.
Wenn die verbleibenden acht Torluftschleier im nächsten Schritt ausgetauscht werden, ist mit einer Einsparung von insgesamt 10.992 kWh durch die ZAplus-Variante zu rechnen, was eine jährliche Kosteneinsparung von etwa 2.400 € bedeutet.

Das Unternehmen

ZIEHL-ABEGG SE ist in der Entwicklung und Herstellung von industriellen Ventilatoren, Elektroantrieben und Regelsystemen tätig.

Das Team

Felix Britz, Marlon Müller, Benedikt Pecho, Enrico Ringler

Die Zusatzqualifikation Energie Scouts vermittelt umfassendes Wissen für den betrieblichen Klimaschutz. Wie werdet ihr das neue Wissen im Betrieb anwenden?

"Durch das neuerlangte Wissen der Schulungstage und der eigenen Recherche achten wir auf jeden Fall mehr auf Prozesse und allgemeine Kleinigkeiten, die im Betrieb klimaneutraler ablaufen könnten. Vor allem überlegen wir uns, während dem eigenen Arbeitsprozess, wie man Abläufe optimieren und klimaneutraler realisieren kann. Man kann also sagen, dass wir ein deutlich größeres Bewusstsein für Klimaschutz bekommen haben und Inspiration und Ideen von anderen Unternehmen und der KEFF+ sammeln konnten."

Was war, aus Team-Sicht, überraschend schön oder unerwartet aufregend an eurem Energie-Scouts-Projekt?

"Dass wir ein Projekt tatsächlich von der Idee bis zur Umsetzung selbständig durchführen durften. Hierbei war vor allem auch die Unterstützung, die wir von allen Mitverantwortlichen des Projektes bekommen haben, wirklich klasse."

Betrieblicher Klimaschutz, aber wo beginnen? Was würdet ihr Menschen raten, die an ihrem Arbeitsplatz zum Klimaschutz beitragen möchten?

"Zunächst würden wir raten, dass die Menschen sich erstmal am Arbeitsplatz umsehen, da manchmal banale Sachen übersehen werden können. Das kann in Bürokomplexen anfangen mit: Lüfte ich mit eingeschalteter Heizung? Habe ich bei eingeschalteter Klimaanlage Fenster offen? Benutzen Mitarbeiter Einweg- oder Mehrweg-Trinkflaschen und Kaffeebehälter? Genau dasselbe gilt aber auch für Menschen direkt in einer Produktionsstätte: Trinke ich meinen Kaffee in Einwegbechern? Wie viel Material wird täglich weggeschmissen? Wie wird geheizt? Welche Materialien werden benutzt?
Allgemein kann man sagen, dass wenn man etwas verändern möchte, man sich einfach mehr umschauen und bereits eingeführte Prozesse infrage stellen sollte."

Dies ist ein für die Bestenehrung 2024 der Energie-Scouts nominiertes Praxisprojekt. Die Bewertung der Projekte erfolgte durch Vertreter:innen des UNK, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, der Deutschen Industrie- und Handelskammer, des Zentralverbands des deutschen Handwerks, des VDI ZRE, des Umweltbundesamts und der Bodensee-Stiftung.

Das Energie-Scout-Programm ist eine Zusatzqualifizierung für Auszubildende im Bereich Energieeffizienz und betrieblicher Klimaschutz. Mehr als 60 Industrie- und Handelskammern im gesamten Bundesgebiet bieten die Qualifizierung regelmäßig an. Zum Programm gehört auch die Entwicklung und nach Möglichkeit auch Umsetzung eines Einsparprojektes im Ausbildungsbetrieb. Einmal im Jahr werden die Teams mit den regional besten Projekten nach Berlin zur Bestehrung der Energie-Scouts eingeladen. Im Jahr 2024 sind mehrer Teams aus der ganzen Bundesrepublik für den Wettbewerb nominiert.