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Maßnahme

Beschaffung von Ökostrom

Die Beschaffung von Strom aus zertifizierten erneuerbaren Energien kann ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Klimabilanz eines Unternehmens sein.

Auf einen Blick

Themenkategorie
Erneuerbare Energien
Bundesland
Bundesweit
Umsetzungszeitraum
Kurzfristig (bis 2 Monate)
Investitionsaufwand
Gering
  • Grünstrom

Beschreibung

Die Beschaffung von Strom aus zertifizierten erneuerbaren Energien in Form von Grünstromtarifen stellt eine bedeutende Maßnahme zur Verbesserung des eigenen CO2-Footprints dar. Die Beschaffung von Ökostrom erfolgt individuell und orientiert sich an den spezifischen Anforderungen und Vorgaben eines Unternehmens, wie beispielsweise dem Qualitätsanspruch, der Risikobereitschaft, der Strommenge und der Anzahl der Abnahmestellen. Dieser Prozess ist in der Regel im Unternehmen bereits bekannt und etabliert. Je nach Größe des Unternehmens und dessen Verbrauchsmenge können unterschiedliche Strategien für die Beschaffung von Ökostrom sinnvoll sein.

Maßnahmebeschreibung

Definition

Klassischer Grünstrombezug bezeichnet den Bezug von Grün- bzw. Ökostrom über ein Energieversorgungsunternehmen (EVU). Ein solches Grünstromprodukt besteht aus dem physischen Strombezug und einem Herkunftsnachweis pro MWh der bezogenen Strommenge. Die konkrete Grünstromqualität wird vom Anbieter durch das angebotene Produkt definiert. Der Kunde hat durch die Wahlfreiheit des Versorgers und des Vertrags theoretisch die Möglichkeit, Einfluss auf die Qualitätsmerkmale und Nachhaltigkeitskriterien des bezogenen Stroms zu nehmen. Die derzeitige Praxis zeigt jedoch, dass die Nachfrage oft nur zögerlich auf nachhaltigere Angebote reagiert, da die Kosten für „nachhaltigeren“ Strom höher sind und die Bereitschaft der Kunden, den Stromvertrag zu wechseln, in einigen Fällen nur langsam wächst. Im Zusammenhang mit der Auswahl des passenden Produkts obliegt es jedoch dem Verbraucher, durch das Anlegen geeigneter Kriterien die Nachhaltigkeit des Produkts zu bestimmen. Grünstromverträge sind typoscherweise folgendermaßen konzipiert:

  • Das EVU bestellt (kauft) den Strom entweder direkt bei einem Kraftwerk oder mittelbar über einen Handelsplatz. Dier Erzeugungsanlage speist den Strom ins allgemeine Netz ein.
  • Das EVU erwirbt Herkunftsnachweise (Grünstromzertifikate) über die entsprechende Strommenge.
  • Herkunftsnachweise und Strom werden zu einem Grünstromprodukt zusammengefasst und dem Kunden als „Ökostrom-“ bzw. „Grünstromprodukt” verkauft. Dabei wird meistens nur der im Netz im Bezugsraum eh vorhande Grünstromanteil (vor allem aus EEG-geförderten Anlagen) auf 100 % aufgestockt.
  • Bei Lieferung an den Letztverbraucher lässt das EVU die HKNs im Herkunftsnachweisregister auf Antrag durch das UBA entwerten

Chancen und Risiken

  • Geringer organisatorischer Aufwand und damit geringere Transaktionskosten
  • Hohe vertragliche Flexibilität, da die Herkunftsnachweise separat von der eigentlichen Strombeschaffung gekauft werden können
  • Je nach Ausrichtung der Nachhaltigkeitsstrategie ausreichend für die eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung
  • jedoch Trend zu Herkunftsnachweisen, die einen zusätzlichen Beitrag zur Energiewende leisten 
  • Käufer muss beim separaten Kauf der HKN aktiv auf die entsprechenden Kenndaten achten – höherer Aufwand
  • Höhere Gesamtkosten, da der Versorger alle Risiken übernimmt
  • Keine allgemein gültigen Qualitätsdefinitionen durch fehlende Standardisierung
  • Dadurch teils hohe Intransparenz im Markt, da Qualität nicht direkt evaluierbar

Umsetzung

In diesem Abschnitt möchten wir Unternehmen dabei unterstützen, qualifizierte Entscheidungen auf der Grundlage einer Analyse ihrer Ausgangssituation zu treffen. Hierfür ist es zunächst sinnvoll, sich die folgenden Fragen zu beantworten:

Branche, Produkte, Ziele, Nachhaltigkeit und Kunden

  • Bin ich in industrielle Wertschöpfungsketten eingebunden?
  • Stelle ich Produkte für private Haushalte her bzw. habe ich direkte Geschäftsbeziehungen zu Endkunden?
  • Gibt es unternehmensspezifische Klimaschutzziele?
  • Habe ich ein Umwelt- und/oder Energiemanagementsystem?
  • Unterliege ich der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung?
  • Berichte ich freiwillig zum Thema Nachhaltigkeit bzw. ist mir das Thema wichtig

Warum wir diese Fragen stellen: Der Druck auf Unternehmen, nachhaltig zu handeln, wird stark zunehmen. Das gewinnt insbesondere dann an Bedeutung, wenn das eigene Unternehmen Komponenten an weitere, oft auch größere Unternehmen liefert, die sich bereits selbst ambitionierte Klimaschutzziele gesteckt haben. Wir empfehlen daher dringend, eine eigene Defossiliserungsstrategie zu erstellen und sich mit der Beschaffung grüner Energie aller Art auseinanderzusetzen. Die Beschaffung von grünem Strom bietet Ihnen eine relativ einfache und initiale Möglichkeit, Ihren CO2 -Ausstoß zu reduzieren, sich gegen steigende Strompreise abzusichern und dadurch auch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Profil des Stromverbrauchs:Status quo 

  • Wie ist das Lastprofil meines Unternehmens?
  • Habe ich/Hat mein Betrieb Bezugsspitzen oder ein eher gleichmäßiges Abnahmeprofil?
  • Inwiefern wird sich meine Verbrauchsstruktur/mein Strombezug zukünftig ändern?

Warum wir diese Fragen stellen: Wetterabhängig erzeugter Strom aus Windkraft- und PV-Anlagen hat spezifische Profile. Diese müssen zum Lastprofil des Unternehmens passen. So lohnt sich beispielsweise der Abschluss eines PPAs mit einem Solarpark besonders dann, wenn Sie mittags einen hohen Stromverbrauch haben oder Ihren Stromverbrauch in die Mittagszeit verschieben können.

Strombeschaffung: Status quo

  • Habe ich einen Vollversorgungsvertrag?
  • Welche Strombeschaffungsstrategie nutze ich?
  • Wie lange bin ich vertraglich gebunden?
  • Habe ich eigene Erzeugungsanlagen bzw. verfüge ich über freie Flächen für Erneuerbare-Energie-Erzeugungsanlagen?
  • Nutze ich bereits Herkunftsnachweise für erneuerbaren Strom

Warum wir diese Fragen stellen: Eine der einfachsten Lösungen, einen Teil des eigenen Strombedarfs zu decken, stellt die Installation von EE-Stromerzeugungskapazitäten auf dem eigenen Betriebsgelände dar. Für den weiteren Bedarf ist es nun wichtig, erstens den eigenen Bedarf zu ermitteln und sich zweitens einen Überblick über die vertragliche Situation des aktuellen Strom bezugs zu verschaffen. Ein PPA-Vertrag beispielsweise muss zu Ihrer gegenwärtigen Vertrags- und Erzeugungssituation passen. Wenn Sie einen laufenden Vollversorgungsvertrag haben, können Sie nicht kurzfristig auf ein Green PPA umstellen. Zudem werden Sie Ihre Stromversorgung aufgrund der schwankenden Erzeugung von Wind- und PV-Anlagen in der Regel nicht vollständig mit einem PPA-Vertrag abdecken können. Wenn Sie bereits grünen Strom mit Herkunftsnachweisen beziehen, kann ggf. ein wichtiger Faktor für den Abschluss eines PPAs entfallen.

Stromkosten: Status quo

  • Wie hoch ist mein aktueller Bezugsstrompreis?
  • Nehme ich Ausgleichsregelungen in Anspruch?
  • Habe ich eigene Erzeugungsanlagen?

Warum wir diese Fragen stellen: Fest steht, dass ein Green PPA aus ökonomischer Sicht nicht oder nicht wesentlich teurer sein darf als Ihr bestehender Vertrag. Darüber hinaus bringt ein Green PPA in der Regel keinen Preisvorteil gegenüber Eigenversorgungsanlagen. Mit anderen Worten: Wenn Sie bereits Energie aus einer eigenen großen PV-Anlage beziehen, wird sich ein Green PPA mit einem Solarpark kaum lohnen. Ein Green PPA mit einem Windpark kann jedoch durchaus geeignet sein, da die beiden Profile den Strom ggf. komplementär erzeugen können. Daneben gilt es auch zu klären, ob das eigene Unternehmen als sogenanntes „stromintensives Unternehmen“ klassifiziert ist. Sollte dies der Fall sein, müssen Abgaben, Umlagen und Netzentgelte für weitere Bezugsstrategien im Detail beleuchtet werden.

Eigene und gemeinsame Ressourcen in der Nachbarschaft

  • Über welches Know-how in Energiefragen verfügt mein Unternehmen?
  • Habe ich Flächen auf dem Betriebsgelände, welche für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien geeignet sind?
  • Gibt es gleich gesinnte Unternehmen in der Nachbarschaft?
  • Gibt es gleich gesinnte Unternehmen außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft?

Warum wir diese Fragen stellen: Sollte Ihr Unternehmen verfügbare Flächen zur Verfügung haben, empfiehlt es sich, über eine Eigenversorgung oder ein On-Site PPA nachzudenken. Fehlt allerdings das hierfür notwendige Know-how im Unternehmen, ist ggf. ein On-Site PPA die bessere Option, da hierbei ein Dienstleister sämtliche Aufgaben von der Errichtung bis hin zum Betrieb für Sie übernimmt. Bei Green-PPA-Abschlüssen verhält es sich ähnlich. Auch hier benötigen Sie entsprechendes energiewirtschaftliches Know-how innerhalb Ihres Betriebs. Fehlt Ihnen dieses, muss es ggf. zugekauft werden. Das wiederum erhöht die Transaktionskosten, die im Verhältnis zu den Stromkosten stehen müssen und somit die wirtschaftliche Darstellbarkeit eines PPA-Abschlusses negativ beeinflussen. Auch entscheiden die personellen Ressourcen darüber, welche Art von Green PPA für Sie infrage kommt. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei PPA-Verträgen ist die Risikoteilung. Wenn Sie sich mit benachbarten Unternehmen zusammenschließen, können Sie das Risiko teilen und gegebenenfalls die Transaktionskosten senken.

Kreditwürdigkeit

  • Habe ich ein Kreditrating?
  • Wie steht es generell um die Kreditwürdigkeit meines Unternehmens?

Warum wir diese Fragen stellen: Die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugungsanlage hängt wesentlich davon ab, ob Ihr Unternehmen den Strom über die gesamte Vertragszeit abnimmt. Fallen Sie als Abnehmer aus, muss der Anlagenbetreiber einen anderen Vermarktungsweg suchen. Die finanzierende Bank muss daher Ihr Finanzierungsrating evaluieren, um das Ausfallrisiko bewerten zu können und damit die Höhe des Zinssatzes zu bestimmen.

Nachdem man sich als Unternehmen grundlegende Gedanken zu den eigenen Zielen in Form der Fragen gemacht und dabei schon erste konkrete Ziele definiert hat, kann man nun zur Entwicklung der passenden Beschaffungsstrategie für grünen Strom übergehen.

  1. Bezug von grünem Strom über einen Versorger mittels spezifischer HKNs (festgelegte Kriterien). Im Vorfeld wurden genaue Kriterien (Inbetriebnahmezeitpunkt, Technologie, Standort etc.) für die Qualtität der bezogenen Herkunftsnachweise definiert. Eine weitere Unterteilung erfolgt zudem in nationale und internationale Herkunftsnachweise mit Qualitäten.
  2. Die Beschaffung von grünem Strom über einen Versorger anhand unspezifischer HKNs (keine festgelegten Kriterien). Kriterienlose Bündelung verschiedener Herkunftsnachweise, ohne den Fokus auf bestimmte Qualitäten, beispielsweise HKNs aus norwegischen bereits amortisierten Wasserkraftwerken.

Praxisbeispiel

Es wurde kein Praxisbeispiel wie bei anderen gefunden.

Quellenangabe

Datum

Zuletzt geändert am 05. März 2024

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